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„Train the Trainer“ für das digitale Zeitalter

Programm zur Qualifizierung für Lehrende in der Erwachsenen-Weiterbildung
(„TTT-15“)

„Unsere Dozenten sind erfahrene Fachexperten, aber Anfänger in methodisch-didaktischer Hinsicht.“ – So der Stoßseufzer des Geschäftsführers eines großen Anbieters für berufliche Weiterbildung.
Über Ursachen und Gehalt einer solchen Aussagen wird an anderen Stellen diskutiert: etwa zu den Notwendigkeiten einer neuen Erwachsenen-Bildung im Digitalen Zeitalter  oder zu den Unterschieden von Lernprozessen bei Kindern/Jugendlichen bzw. Erwachsenen im Erwerbsprozess.

Hier geht es um das „Handwerk des Lehrens“ selbst, um Prinzipien, Werkzeuge, Übung damit, Variationen, Anwendung, Erfahrung und Weiterentwicklung.
Es geht um das praktikable „Wie“: Auf welchen Wegen, mit welchen Mitteln und Methoden können es Lehrende anpacken, Wissen und Erfahrungen nutzbringend weiterzugeben, Motivation und Weiterentwicklung anzustoßen, Können und tätige Veränderungen reflektierend zu begleiten.
Es geht hier um die spezifische, wirksame Didaktik und Methodik der Erwachsenen-Weiterbildung: Effektiv und effizient; authentisch und zielgruppenbezogen; wandelbar und entwicklungsfähig.
Und es geht bei der Realisierung des dargestellten Programms auch ein wenig um Beiträge zu Forschung, Wissenschaft und Bildungskultur, u. a., indem Ergebnisse unter „CC-Lizenzen“ zugänglich sind.

Inhaltlich gibt es im „TTT-15“-Programm zur Qualifizierung für Lehrende in der Erwachsenen-Weiterbildung sechs Schwerpunkte: Aktuelle und spezifische Rahmen und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterbildung Erwachsener werden im ersten Schwerpunkt definiert, um Verstehen und Training zielgerichtet zu fokussieren. In den Schwerpunkten zwei bis vier geht es um die konkrete Anwendung von Didaktik und Methodik der Erwachsenenbildung: vor, bei und nach Weiterbildungssequenzen, incl. des selbständigen Übens und Erstellens von anwendbarem Lern- und Lehrmaterial. Ein fünfter Schwerpunkt widmet sich der Wertung (Evaluation) und dem Transfer von Weiterbildung als Grundlage weiterer Entwicklungen. Und schließlich werden im sechsten Schwerpunkt Themen der Persönlichkeit von Lehrenden, ihrer individuellen und professionellen Potentiale, Kompetenzen und Entwicklungsrichtungen angesprochen und unterstützt.

Jeder Programm-Schwerpunkt ist in thematisch abgeschlossene Module unterteilt.
Thematisch fundiert, konkret aussagekräftig und von anderen abgegrenzt brauchen die vorgeschlagenen Inhalts-Module je mindestens einen Realisierungszeitraum von etwa einer Stunde – ob nun als Präsentation mit Fragerunde, Textstudium mit Exzerpt-Anfertigung, individuelle Adaption oder kreative Umsetzung.
Jedes der Module kann – je nach angestrebter thematischer Tiefe bzw. Ergebnisform – in unterschiedlichen Zeit- und Veranstaltungsrahmen, einzeln oder als Weiterbildungs-Zyklus, mit oder ohne Medien-Unterstützung, realisiert werden. Z.B. können Sie Einzel-Module als Vortrag, online-Kurs oder auch Praxisseminar buchen, oder ein Bildungsträger kann sich für seine Lehrkräfte genau das Modul-Programm im jeweils gewünschten Format zusammenstellen, welches nach Bedarfsanalyse sinnvoll erscheint. Somit werden bei jeder konkreten Umsetzung dieser Module auch die unterschiedlichsten Ergebnisformen entstehen. Diese vielfältigen, weil eben individuell konkreten Ergebnisse sollten als innovative Bereicherung für zukünftige Weiterbildung leicht zugänglich zur Verfügung stehen.

 

Thematische Module

für ein Training für Trainer im digitalen Zeitalter, für die Weiterbildung von Weiterbildnern auf spezifisch erwachsenen-pädagogischem (andragogischem) Gebiet können sein:

Schwerpunkt I: Voraussetzungen für erfolgreiche Weiterbildung

  • Digitalisierung u Industrie 4.0 – veränderte Herausforderungen an die berufliche Erwachsenen-Weiterbildung (EWB) erkennen
  • Bedarfsanalysen in der EWB erstellen u konzeptionell beachten
  • Berufliche Weiterbildung mit Organisationszielen abstimmen
  • Optimale Lernbedingungen für Erwachsene ermöglichen
  • Rolle, Aufgaben u Grenzen für Weiterbildner definieren (Berater, Trainer, Coach)
  • Fach-Experte bzw. Weiterbildner – Unterschiede u mögliche Kompetenzen nutzen
  • Unterschiede der Erwachsenenbildung zur Kindererziehung ermitteln
  • Berufliche Weiterbildung für Erwachsene in unterschiedlichen Lebensphasen anpassen
  • Persönliche Stärken und Potentiale als Weiterbildner ermitteln

Schwerpunkt II: Didaktisch-methodische Vorbereitung von Weiterbildung (WB)

  • Sich „Thematische Planungen“ als wirksames didaktisch-methodisches Werkzeug aneignen
  • Lehrvorbereitung „agil“ verbessern
  • Differenzierte Lern- und Lehrziele setzen – u.a. nach Teilnehmer-Bedarf
  • Inhaltliche Schwerpunktsetzung und didaktische Stoffreduktion üben
  • Erfolgsplanung für Lernende ermöglichen
  • Innovative Lern- und Lehrmethoden evaluieren und validieren
  • Stoffgebiete für Blended-Learning-Formen in der EWB erschließen
  • Aussagekräftige Teilnehmer-Skripte erarbeiten
  • Lern- und Lehrtexte verfassen
  • Eigene Lehr-Videos o.ä. Lehrmaterialien produzieren
  • Visualisierung und Präsentationen vorbereiten
  • Thematisch passende u WB-geeignete Übungen entwickeln
  • Methoden-Varianten modifizieren
  • Kontroll- und Testfragen formulieren und bewerten

Schwerpunkt III: Didaktik und Methodik in WB-Veranstaltungen

  • Führung und Zusammenarbeit in der EWB gestalten
  • Unterschiedliches Lernen bei Erwachsenen erkennen und berücksichtigen
  • Rahmen schaffen: Anfang und Ende
  • Kommunikations-Werkzeuge in der EWB anwenden
  • Haupt-Methoden der Erwachsenenbildung trainieren
  • Methoden-Vielfalt und Methoden-Varianten andragogisch einsetzen
  • Lernende aktivieren, beteiligen und selbst machen lassen
  • Konflikte innerhalb von WB-Veranstaltungen mediieren
  • Pleiten, Pech und Pannen – wie das Beste daraus machen
  • Medien und Technik gekonnt nutzen

Schwerpunkt IV: Didaktisch-methodische Nachbereitung von WB

  • Testate, Kontrollen, Lern-Ergebnisse Abschlussarbeiten auswerten
  • Lernerfolge dokumentieren (lassen)
  • Bewertung des Themen-Moduls aus WB-Sicht
  • Trainings-Modul überarbeiten / standardisieren

Schwerpunkt V: Transfer von WB im digitalen Zeitalter

  • Bewertung von WB-Modulen – mit Allen an einem Tisch
  • Teilnehmer an Lernerfolge erinnern (Langzeit-Wiederholung)
  • Modul-Einordnung in gesamten Zyklus „Lebenslanges Lernen“ (LLL) und „ROI“
  • Ermutigung zu weiterer Systematik und Elementen in der EWB
  • standardisierte Trainingsprogramme kreativ anpassen
  • WB-Lizenzen und „OER“ als Arbeitserleichterung nutzen

Schwerpunkt VI: Professionalisierung für Trainer-Persönlichkeiten

  • LLL – Ergebnisse, Strategien, Eigenarten
  • Souverän präsentieren
  • Stimme und Sprache machtvoll einsetzen
  • Alterozentriert kommunizieren
  • Situativ richtig fragen
  • Zuhören in vier Stufen
  • Zeit und Ressourcen klug haushalten
  • Mit Diversität / Unterschiedlichkeit der Teilnehmer umgehen
  • Expertise und Kreativität als Weiterbildner
  • Zusammenarbeit für bessere Andragogik in der Praxis

 

 

Autorin Dr. phil. Katharina Kühnel: Schwerpunkte und Aussagen des vorliegenden Qualifizierungskonzeptes basieren auf eigener, inzwischen über 25jährigen Erfahrung als Lernende, Lehrende, Forschende und Beratende in der beruflichen bzw. betrieblichen Erwachsenen-Weiterbildung. Die wichtigsten Fachthemen meiner Arbeit zielen auf die Entwicklung von sogenannten Schlüsselkompetenzen oder Soft Skills für Individuen und Organisationen. Es würde mich sehr freuen, wenn mein Anliegen zur Qualifizierung von Weiterbildnern vielfältige Aktionen, Reaktionen, Diskussionen und Weiterentwicklung in einer großen Gemeinschaft von Interessenten, Akteuren und Nutzern – online und offline – finden würde.

Wissens-Erweiterung 30++

Komplexität und Konzept neuer Theorie und Praxis der Erwachsenen-Qualifizierung (Andragogik)

Eine neue Andragogik ist notwendig, weil…

…die technischen und technologischen Umwälzungen im digitalen Zeitalter sich auf jeden Arbeitsplatz auswirken. Allein dafür ist ein nie dagewesenes quantitatives und qualitatives Ausmaß an beruflicher Weiterbildung notwendig.
…der effektive Einsatz und die permanente Weiterentwicklung von spezifischem Know-how zum entscheidenden Wirtschaftsfaktor wird, was auch Fragen der Platzes, des Aufwandes und der Bezahlbarkeit von betrieblicher Bildung und Weiterbildung in den Fokus rückt.
…sich mit den demographischen Veränderungen der Altersstruktur und der Lebensarbeitszeiten die Schwerpunkte des Lernens und der Innovation auf die mittleren, d.h. Erwachsenen-Lebensalter ausweiten.
…es inzwischen zwar punktuell umfangreiche Praxiserfahrungen, aber insgesamt keine verallgemeinerten und spezifischen theoretischen Grundlagen des Lernens und Lehrens Erwachsener (Andragogik-Wissenschaft) gibt, die sich unter anderem von einer kritiklosen Vermengung mit Pädagogik oder Gerontologie unterscheidet.
…individuelle Persönlichkeitsfaktoren, wie Potenziale und Kompetenzen, Verantwortlichkeit und Zielsetzungen, bei Erwachsenen mit anderer Gewichtung und wesentlich differenzierter gehandhabt werden sollten, um Wissensmanagement, Lernen oder Kreativität erfolgreich zu ermöglichen.
…ein Paradigmenwechsel und Wertewandel hin zur Selbstverständlichkeit des Lebenslangen Lernens und zur Förderung von Innovation und Pioniertum nur mit einer zeitgemäßen Theorie und permanenten Praxis der Erwachsenenweiterbildung umzusetzen ist.

Inhaltliche Thesen für die Erwachsenbildung im digitalen Zeitalter

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